Auch Jungs dürfen weinen!

Nicht alle Jungen mögen Fußball – und das ist in Ordnung, findet Fikri Anıl Altıntaş.
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Wenn Jungen weinen, werden sie oft ausgelacht. Das ist gemein und auch schädlich, sagt Fikri Anıl Altıntaş. Mit Schülern und Schülerinnen spricht er über Männlichkeitsbilder.
Jungs müssen mutig und stark sein. Oder? Nein, sagt Fikri Anıl Altıntaş. Er findet solche Ideen Quatsch. Sie aus dem Kopf zu bekommen, ist jedoch schwer. Er versucht das aber an Schulen.
Checky: In Ihren Workshops sprechen Sie über Männlichkeitsbilder, also wie über Jungs und Männer gedacht und gesprochen wird. Warum ist das wichtig?
Fikri Anıl Altıntaş: Es gibt leider sehr feste Vorstellungen davon, wie ein Junge oder Mann zu sein hat: mutig, stark, mächtig, cool und beliebt. Er muss gut kämpfen und Fußball spielen können, muss viel Geld verdienen und ein teures Auto fahren. Das erzeugt großen Stress. Ich zum Beispiel musste als Junge oft meinen Mut beweisen.
Mussten Sie bei Mutproben mitmachen?
Ja, genau. Zum Beispiel sollte ich in einem Supermarkt etwas klauen. Ich wollte das aber nicht und hatte auch Angst davor. Am Ende habe ich es trotzdem getan. Spaß gemacht hat das aber nicht.
Bei Ihren Kursen sind auch Mädchen dabei. Was geht die das an?
Sehr viel sogar. Es gibt viele Dinge, die Jungs tun, die Mädchen schaden. Und darüber berichten sie am besten selbst. Zum Beispiel meinen Jungs oft, sie müssen den Ton angeben oder behaupten, besser Bescheid zu wissen. Das nervt. Auch beschweren sich Mädchen oft, dass Jungs so laut sind und keine Rücksicht nehmen. Oder dass Jungs sie schlechtmachen und über nichts anderes reden als Fußball. Viele Jungs denken, sich so verhalten zu müssen, um ein richtiger Junge zu sein. Den gibt es aber gar nicht. Jeder Junge ist anders. Und das ist gut so.
Es gibt viele Kinder, die sagen, dass echte Jungs nicht weinen.
Leider sagen das auch viele Erwachsene. Auch mein Vater hat mir das beigebracht. Solche Sätze sind aber sehr schädlich. Wer seine Gefühle nicht zeigen darf, muss sie runterschlucken. Und das macht auf Dauer unglücklich und krank. Das ist wissenschaftlich bewiesen. Auch ist es wichtig, dass man um Hilfe bitten kann, wenn man in einer schwierigen Situation ist. Das trauen sich Jungs aber oft nicht. Sie bleiben mit ihrem Problem also ganz allein.
Farben sind für alle da!
Viele meinen: Rosa ist eine Mädchenfarbe und Blau eine Jungenfarbe. Auch in der Werbung für Spielzeug oder Kleidung ist es oft so aufgeteilt. Das ist aber ein sehr einseitiges Bild. Denn natürlich gibt es auch Jungen, die Rosa mögen, und Mädchen, die Blau lieben.
In Spanien haben Spielzeughersteller deshalb vor einigen Jahren beschlossen: Sie wollen keine Werbung mehr machen, die sich nur an Mädchen oder nur an Jungen richtet. Aktivisten setzen sich dafür ein, dass das auch in Deutschland zur Regel wird.