So lernen ukrainische Kinder in Deutschland
Der zehnjährige Mischa besucht seit Ende März eine Schule in Moers.
Foto: Fabian Strauch
In Deutschland werden inzwischen viele Kinder aus der Ukraine unterrichtet. Für sie ist es ein Neubeginn mit großen Herausforderungen.
Vor fast dreieinhalb Monaten hat Russland sein Nachbarland Ukraine angegriffen. Seitdem sind Millionen Menschen vor dem Krieg geflohen. Viele kamen nach Deutschland. Meist sind es Frauen und Kinder. Die Männer zwischen 18 und 60 Jahren dürfen nicht ausreisen. Sie sollen, wenn es nötig wird, ihr Land verteidigen können.
Mischa ist eins der Kinder, die aus der Ukraine geflohen sind. An den ersten Schultag in der Astrid-Lindgren-Schule in Moers erinnert er sich genau. Anfangs
sei er traurig gewesen, weil er nichts verstanden habe, erzählt der Zehnjährige. Das hat sich geändert. Er schnappt immer wieder neue Wörter auf, einige Mitschüler sprechen russisch und in Englisch ist er ganz weit vorn. Das liegt daran, dass in der Ukraine Englisch ab der 1. Klasse sehr intensiv unterrichtet wird. Auch sonst ist vieles anders.
Ein anderes Alphabet
Das fängt schon bei der Uhrzeit an. In der Ukraine startet die Schule erst um 8.30 Uhr. Anders ist auch die Schrift. Die Buchstaben der deutschen Sprache und die der ukrainischen Sprache unterscheiden sich. Die Schrift, die wir in der deutschen Sprache verwenden, kommt aus dem Lateinischen. Deswegen wird unser ABC das lateinische Alphabet genannt. Die ukrainische Sprache kennt Buchstaben aus dem lateinischen und dem kyrillischen Alphabet. Diese Buchstaben sehen ein bisschen anders aus.
Das Notensystem in ukrainischen Schulen geht von 12 bis 1. Zwölf ist dabei die beste Note. Für Mischa und viele andere ukrainische Kinder ist der Unterricht nach dem Vormittag an der deutschen Schule noch nicht vorbei. Sie bekommen Hausaufgaben oder Online-Angebote von ihrer Schule in der Heimat.
Mischa ist bis jetzt das einzige ukrainische Kind in seiner deutschen Klasse. An anderen Schulen gibt es zum Beispiel Vorbereitungsklassen für mehrere Kinder. Hier sollen die Kinder schneller Deutsch lernen, um dann in eine Regelklasse zu wechseln.
Viele neue Schülerinnen und Schüler
In unserem Bundesland NRW besuchen etwa 22.000 geflüchtete Kinder aus der Ukraine eine Grundschule oder eine weiterführende Schule. Eine Studie geht davon aus, dass es noch deutlich mehr werden. Experten haben ausgerechnet, dass in ganz Deutschland 13.500 Lehrkräfte und 11.400 Erzieherinnen zusätzlich benötigt werden.
Sie erwarten etwa, dass rund 49.000 ukrainische Kinder eine Kita in Deutschland besuchen werden. In NRW wurden gerade 61 Lehrkräfte aus der Ukraine eingestellt. Außerdem unterstützen 1200 Lehrerinnen und Lehrer, die noch in der Ausbildung sind, den Unterricht.
Von Corinna Zak
Veröffentlicht am 10. Juni 2022