Warum gibt es gerade Proteste in der Türkei?

In der Türkei gehen gerade viele Menschen bei Demonstrationen auf die Straße.

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In der Türkei gehen seit etwa zwei Wochen immer wieder viele Menschen bei Demonstrationen und Protesten auf die Straße. Aber warum? Hier erfährst du mehr darüber.

Wütende Menschen stehen zusammen auf der Straße. Sie schimpfen über die Regierung ihres Landes. Einige von ihnen halten Schilder in der Hand, auf denen ein Gesicht zu sehen ist. Es gehört zu einem bekannten Politiker, der vor Kurzem in der Türkei festgenommen wurde.

Der Mann heißt Ekrem Imamoglu und ist Bürgermeister von Istanbul. Das ist die größte Stadt in der Türkei. Der Politiker gehört zur Partei CHP. „Ekrem Imamoglu ist mit der Zeit immer beliebter geworden“, sagt die Expertin Gülistan Gürbey. Er sei ein aussichtsreicher Kandidat, den türkischen Präsidenten herauszufordern.

Warum sitzt ein türkischer Politiker im Gefängnis?

Die nächste Wahl steht erst in drei Jahren an. Aber Ekrem Imamoglu wurde schon zum Kandidaten seiner Partei ernannt. Ein offizieller Präsidentschaftskandidat ist er aber erst, wenn eine Regierungsbehörde die Kandidatur bestätigt.

Aber Ekrem Imamoglu ist im Gefängnis. Der Politiker soll eine verbotene Organisation unterstützt haben. Auch Korruption wird ihm vorgeworfen. Davon spricht man zum Beispiel, wenn Politiker ihre Macht missbrauchen und verbotene Absprachen treffen. Zusätzlich wurde gerade sein Abschluss an der Hochschule aberkannt.

Ekrem Imamoglu: Stimmen die Vorwürfe?

Viele Leute vermuten jedoch: Die Vorwürfe stimmen nicht und sollen vor allem seinem Ruf und seiner Laufbahn schaden. Viele Menschen sagen: All das hat auch etwas mit dem türkischen Präsidenten zu tun.

Recep Tayyip Erdogan ist seit mehr als 20 Jahren Präsident der Türkei. Der Politiker hat viele Fans. Seine Gegner meinen aber: Präsident Erdogan regiert das große Land wie ein Alleinherrscher. Proteste ließ er niederschlagen. Gegner landeten im Gefängnis. „So wird der politische Wettbewerb von der Regierung verhindert“, erklärt die Expertin Hürcan Asli Aksoy.

Seit der Festnahme von Ekrem Imamoglu versammeln sich immer mehr Menschen, um gegen die Regierung zu protestieren. Viele Studenten und Studentinnen gehen auf die Straßen.

Was sagt Deutschland zu den Protesten in der Türkei?

Auch die deutsche Regierung kritisiert die Verhaftung des Politikers. Die Bundesregierung sagt, die Entwicklungen seien „ein schlechtes Zeichen für die Demokratie in der Türkei“.

Kritisiert wird die Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters und die Festnahme von Demonstranten. Die Türkei sei ein wichtiger politischer Partner, aber jetzt müsse es intensive Gespräche geben, sagte ein deutscher Außenpolitik-Experte.