Warum sind in den USA manche Bücher verboten?

Die Buchhandlung Thalia hat einige Bücher aus Protest in Ketten gelegt.
Foto: Thalia
In einzelnen US-Staaten können manche Bücher nicht mehr in der Bibliothek ausgeliehen werden. Themen wie Geschlechtsidentität, Zauberei oder Rassismus sind unerwünscht.
Die „Harry Potter“-Buchreihe hat Millionen Fans auf der ganzen Welt. Auch „Das Tagebuch der Anne Frank“ ist weltbekannt. In den USA kann man diese Bücher und viele mehr aber in manchen Büchereien nicht mehr ausleihen. Im Schulunterricht dürfen sie in einigen US-Bundesstaaten auch nicht gelesen werden. Immer mehr Bücher werden verboten.
Was ist der Grund? Manche Eltern und Politikerinnen und Politiker in den USA finden, dass es Bücher mit Themen gibt, die nicht für Kinder und Jugendliche geeignet sind. Zum Beispiel, wenn es in der Geschichte um ein Kind geht, das sich im falschen Körper fühlt, wie etwa in „Melissa“ von Alex Gino.
Oder wenn es um Überwachung und Freiheit geht wie in „Farm der Tiere“ von George Orwell. Oder wenn Rassismus das Thema ist. Auch Kinderbücher wurden verboten, etwa „Pink is for Boys“ (Rosa ist für Jungen) von Robb Pearlman.
Meinungsfreiheit ist ganz wichtig
In den USA steht wie bei uns in Deutschland die Meinungsfreiheit in der Verfassung. Das bedeutet unter anderem, Verlage dürfen die Bücher herausbringen, die sie wollen. Büchereien dürfen sie anschaffen und Menschen dürfen frei entscheiden, was sie lesen wollen. Bücher zu verschiedensten Themen zu lesen, ist wichtig, denn dadurch lernt man neue Dinge und andere Welten kennen.
Wenn man Bücher verbietet, dann schränkt man also das freie Denken ein. Und das darf man laut Verfassung in den USA gar nicht. Die Menschen, die für Buchverbote sind, haben aber eine Ausnahme entdeckt: Mit der Begründung, ein Buch sei „unmoralisch“, kann es verboten werden. Was unmoralisch ist und was nicht, entscheiden seit Jahren konservative und religiöse Gruppen in den USA. Zauberei und die Diskussion um Geschlechtsidentität zählen für sie dazu.
Inzwischen stehen Tausende Titel auf der Liste der in den USA teilweise verbotenen Bücher, auch „Die Tribute von Panem“ und „Der Herr der Ringe“. Eine Organisation führt eine Liste, um auf die Bücher aufmerksam zu machen. In Deutschland hat die Buchhandlung Thalia nun reagiert und in einigen Läden Tische mit genau diesen Büchern aufgestellt. Thalia sagt auf Instagram: „Lest verbotene Bücher: Sie haben uns viel zu erzählen.“
Ein Buchclub im Internet
Viele Menschen in den USA wehren sich gegen die Verbote. Sie sagen, es sei nicht in Ordnung, Bücher zu zensieren, also zu verbieten. Im US-Staat Texas wurde die App „The Banned Books Book Club“ (Buchclub der verbotenen Bücher) entwickelt. Darin kann man alle verbotenen Bücher digital lesen.