Ein Fotopreis für den zehnjährigen Vidyun
Mit diesem Foto von einer Spinne gewann Vidyun einen Preis.
Foto: dpa
Der zehnjährige Inder Vidyun hat einen wichtigen Wettbewerb der jungen Tierwelt-Fotografen gewonnen. Im Interview erzählt er, wie das Foto entstanden ist.
Wie hast du das Tier gefunden?
Wir waren in einem Park, in dem es große Buchstaben in unserer lokalen Sprache Kannada gibt, die aus Teilen von Autoschrott hergestellt wurden. Jedes Mal, wenn wir dorthin gehen, finden wir diese Netzspinnen dort. Eines Tages wollte ich sie dann aufnehmen.
Du wolltest, dass im Hintergrund ein Auto vorbeifährt, damit Farbe ins Bild kommt. Hat das gleich geklappt?
Es ist eine sehr stark befahrene Straße, jede Minute kamen Fahrzeuge vorbei. Mein Vater stand neben mir und sagte mir, wenn sich ein Fahrzeug nähert. Ich schaute durch den Sucher und klickte viele Fotos, denn jedes Mal, wenn ein Fahrzeug vorbeikam, bewegte die Luft das Netz und ließ es erzittern. Das machte es sehr schwer, das Bild scharf zu bekommen. Es gab an diesem Tag nur ein richtig gutes Foto, bei dem der Hintergrund und der Fokus stimmen.
Wenn du mit der Kamera herumläufst, wie reagieren die Leute auf dich?
Manche fragen mich: „Was willst du mit der Kamera, sei vorsichtig und lass sie nicht fallen.“ Oder: „Was fotografierst du in der Stadt, die Wildtiere sind doch in Nationalparks?“ Aber wenn ich ihnen meine Fotos zeige, sagen sie: „Wow, das habe ich noch nie entdeckt!“
Du fotografierst viele Spinnen und Insekten in der Großstadt. Würdest du gerne auch mal in einem Nationalpark größere Tiere fotografieren?
Ich interessiere mich mehr für die Tiere in der Stadt, weil viele Menschen die nicht kennen.
Gehst du das ganze Jahr raus zum Fotografieren, auch im Monsun-Regen?
Wenn ich ein wirklich gutes Motiv finde und es wirklich fotografieren möchte, dann nehme ich einen Regenschirm mit, halte die Kamera darunter und klicke es. Manchmal werde ich dabei sehr nass, klitschnass, aber ich nehme weiter auf.
Was brauchst du außer der Kamera noch zum Fotografieren?
Normalerweise trage ich Kleidung, die gut geeignet ist zum Klettern, Runterspringen, durch Matsch waten, und so weiter. Manchmal krieche ich, um Grashüpfer auf Augenhöhe zu fotografieren. Und oft liege ich auch mit dem Rücken im Matsch, um ein Foto zu schießen.
Was willst du werden, wenn du älter bist?
Ich will Fotograf werden oder Astronaut.
Fotos aus 95 Ländern!
Mehr als 50.000 Fotos wurden für den Wettbewerb „Wildlife Photographer of the Year“ (Tierwelt-Fotograf des Jahres) eingesendet. Fotografinnen und Fotografen aus über 95 Ländern haben mitgemacht. Vidyun hat an dem Wettbewerb bereits als Achtjähriger teilgenommen. Die Jury war von Anfang an begeistert von seinem Spinnenbild. Besonders gefallen hat ihr „die kreative Kulisse – die leuchtenden Farben einer motorisierten Rikscha.“
Spinnen, Mücken, Käfer, Schmetterlinge und Fliegen gehören zu den Tieren, die Vidyun häufig fotografiert. Dabei mochte der Zehnjährige gerade Spinnen lange Zeit gar nicht. Seit er jede Menge über sie gelernt habe, fürchte er sich nicht mehr vor ihnen, sagt er. Selbst wenn er in seinem Zimmer eine Spinne finde, dürfe diese dort bleiben, so lange sie will.
Veröffentlicht am 17. Juni 2022