Kinderreporter: Blind durch die Stadt
Kinderreporter Tjade interviewt Christian Wolff (rechts) und Maria St. Mont. Die schwarze Blindenhündin heißt Chilli.
Foto: Martin Möller
Maria St. Mont (60) und Christian Wolff (54) sind blind. Kinderreporter Tjade (12) hat mit ihnen einen Spaziergang durch die Innenstadt von Mülheim gemacht. Darüber hat er für die Kinderzeitung CHECKY! diesen Text geschrieben:
Maria St. Mont ist seit 1999 blind, sie kann nur hell und dunkel unterscheiden. Christian Wolff hat seit 2018 nur noch ein Prozent Sehstärke. Er kann schemenhaft erkennen, wenn sich ein Auto nähert. „Das ist so, als ob du immer in einem extrem dichten Nebel läufst“, sagt er. Bei beiden kam die Blindheit „schleichend“.
Christian Wolff benutzt einen Blindenstock, um sich zu orientieren. Maria St. Mont läuft mit ihrer fast fünfjährigen Blindenhündin Chilli. Es ist faszinierend, wie Chilli sich verändert, je nachdem, ob sie im Dienst ist oder nicht. Wenn sie das Geschirr anhat, weiß sie, dass sie arbeiten muss und ist konzentriert. Ohne Geschirr ist sie temperamentvoll und fröhlich, spielt gern mit anderen Hunden. Sie kuschelt sich direkt an mein Bein, möchte gestreichelt werden. Ausbildungen für Blindenhunde dauern bis zu einem Jahr. Chilli fing mit anderthalb an und brauchte sechs Monate. Sie trägt ein Geschirr aus Metall mit einem langen Griff und dem Aufdruck Blindenführhund.
Für Maria St. Mont ist die schwierigste Situation im Straßenverkehr, „wenn von überall Lärm herkommt“. Dann bleibt sie meist stehen, wartet den Krach ab. Eigentlich sind die beiden aber selbstständig und „flott“ unterwegs, wie sie selbst sagen. Christian Wolff fliegt sogar in den Urlaub nach Ägypten.
Leitstreifen im Boden
Sie haben mir gezeigt, wie sie mit Blindenstock unkompliziert durch die Stadt laufen können. Sie führen den Stock über Leitstreifen, das sind im Boden eingelassene Rillen, mal flach, mal hoch. „Zum Glück ist Mülheim damit gut ausgestattet“, so Maria St. Mont. Es gibt auch „Aufmerksamkeitsfelder“ mit kleinen runden Noppen. Sie zeigen, wo sich etwas Besonderes befindet, zum Beispiel eine Ampel. Gefährlich ist, dass viele Leute auf den Leitstreifen parken. Blinde können sich dann verletzen. Chilli läuft sowieso lieber an der straßenabgewandten Seite.
Auch ich darf mit dem Stock laufen, spüre die Rillen deutlich. Ich schließe die Augen, um zu wissen, wie Blindsein sich anfühlt. In dem Moment ist es nicht schlimm, weil ich weiß: Ich kann die Augen wieder aufmachen. Trotz ihrer Einschränkung sind meine Begleiter die ganze Zeit fröhlich und offen. Maria St. Mont ist Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins Mülheim, Wolff zweiter Vorsitzender.
So können Sehende Blinde unterstützen
Er trägt eine Uhr, die auf Knopfdruck die Zeit vorliest. Die Handys steuern sie allein durch Sprechen und besondere Apps. Sie geben mir Tipps, wie Sehende Blinde unterstützen können: „Man sollte sie nicht einfach am Arm greifen“, sagt Maria St. Mont, „sondern sie immer vorher ansprechen. Außerdem sollten alle mehr Rücksicht zeigen und immer Platz machen.“