Marlene und Gunnar radelten von Mülheim nach Paris

Marlene (12) und Gunnar (10) fuhren gemeinsam mit ihrem Vater Benjamin nach Paris.

Foto: Martin Möller / FUNKE Foto Services

Marlene (12) und Gunnar (10) fuhren in acht Tagen 561,5 Kilometer in die französische Hauptstadt. Dabei sammelten sie Geld für die Kindernothilfe.

Marlene und Gunnar haben eine ganz besondere Tour gemacht. Mit ihrem Vater radelten sie von Mülheim aus nach Paris. Im Interview erzählen sie von der Fahrt, vom Zelten und von ihrer Spendenaktion für die Kindernothilfe.

Was hast du für ein Fahrrad, wie viele Gänge hat es und wie viel Gepäck hattest du da drauf?

Marlene: Ich habe ein ganz normales Fahrrad mit 27 Gängen und ich hatte zehn Kilo Gepäck. Ich hatte rechts und links hinten eine Packtasche und oben auf dem Gepäckträger noch eine Rolle. Und vorne eine Lenkertasche. Darin waren Masken, Tücher und Energieriegel. Sachen, an die man schnell drankommen muss. Und ich hatte eine Trinkflasche am Rahmen.

Gunnar: Ich habe ein Mountainbike mit 21 Gängen. Ich hatte auch zehn Kilo Gepäck und eine Lenkertasche, eine Wasserflasche am Rahmen und zwei fette Taschen hintendran.

War das nicht ganz schön schwer für dich?

Gunnar: Ja, das ist viel Gepäck. Am Anfang muss man sich erst dran gewöhnen, aber dann merkt man das hinterher auch gar nicht mehr so.

Eure erste Tour war 2021 nach Hannover. Da wart ihr beide noch ein Jahr jünger. Wart ihr jetzt eher an eine solche Reise gewöhnt?

Gunnar: Wir wussten diesmal besser, was wir beim Gepäck gebrauchen können und was nicht. Wir hatten jetzt zum Beispiel einen leichteren Wasserkocher.

Worauf sollte man achten? Was sollte man auf jeden Fall mit dabei haben?

Marlene: Wir waren insgesamt zehn Tage unterwegs und hatten zwei Garnituren normale Kleidung und zwei Garnituren Sportkleidung mit. Essen und Trinken hatten wir natürlich auch mit, denn es gab auf der Tour nicht immer überall einen Supermarkt. Da musste man natürlich vorsorgen.

Welches Essen hattet ihr denn mit?

Marlene: Wir hatten viel Instant Food (Fertignahrung) extra für Fahrradfahrer mit. Das war extra leicht. Zum Beispiel Nudeln und Pulver aus der Tüte, das dann mit Wasser aufgegossen wird. Daraus wird dann ein richtiges Gericht.

Ihr wart acht Tage unterwegs, auf dem Campingplatz, aber auch im Hotel, oder?

Marlene: Wir waren insgesamt dreimal im Hotel.

War das anstrengend auf dem Campingplatz, wenn ihr nach der langen Tour abends immer noch das Zelt aufbauen musstet?

Marlene: Am Anfang hat Papa das immer gemacht, aber dann habe ich entdeckt, dass mir das echt Spaß macht. Ich fand es dann gar nicht mehr so anstrengend. Das war dann gut für Papa?

Kann man im Zelt zu dritt gut schlafen nach so einem anstrengenden Tag?

Gunnar: Abends sind wir immer Zähne putzen und duschen gegangen. Einmal hatten wir allerdings einen Campingplatz, da war eine riesige Motte in der Dusche, da wollten Marlene und ich nicht so gern rein. Man muss auch darauf achten, dass man nicht in einer Ameisenstraße zeltet, das hatten wir nämlich auch einmal. Im Zelt haben wir uns meistens sofort hingelegt, dann bin ich ziemlich schnell eingeschlafen.

Hattet ihr gute Schlafsäcke? Habt ihr nicht gefroren?

Gunnar: Nein. Manchmal hat Papa gefroren, aber wir nicht.

Ihr wolltet ja auch Geld sammeln für die Kindernothilfe. Es sind über 2000 Euro geworden. Was sagt ihr dazu?

Gunnar: Ich finde es cool. Ich finde es toll, dass wir etwas Geld ausgeben für unsere Tour, um dann viel mehr Geld für andere Kinder zu sammeln, die nicht so viel Geld haben, um mit dem Fahrrad nach Paris zu fahren. Das motiviert auch.

Wisst ihr von Freunden und Nachbarn, die Geld gegeben haben?

Marlene: Es haben viele Menschen gespendet, die wir kennen. Oma und Opa zu Beispiel, und unsere Mutter auch. Zwei, drei Lehrer von meiner Schule haben auch gespendet.

Für was soll das Geld verwendet werden?

Gunnar: Man konnte angeben, wofür man spenden möchte, zum Beispiel für Ukraine-Kinder oder für Kinder aus Afrika. Wir haben angegeben, dass das Geld dahin gehen soll, wo es am nötigsten gebraucht wird.

Hattet ihr zwischendurch einen Durchhänger?

Gunnar: Es war nicht die ganze Zeit gut. Abends war bei mir auch die Müdigkeit daran schuld. Ich war manchmal echt am Ende und wollte dann auch nicht mehr weiterfahren. Aber sonst war es ganz ok, auch wenn anstrengende Berge dabei waren.

Marlene: Bei mir war die Motivation konsequent oben. Ich bin ja auch zwei Jahre älter als Gunnar.

Was war die kürzeste und die längste Etappe?

Marlene: Die kürzeste Etappe war 47 Kilometer. Am Tag vorher waren wir sehr lange gefahren und waren richtig müde, deswegen sind wir dann einmal etwas weniger gefahren. Die längste Etappe war an dem Tag, an dem wir das wieder aufholen wollten, da sind wir 100 Kilometer gefahren.

Gunnar: Ein, zwei Stellen waren sehr blöd, weil der Beton da ziemlich abgeblättert war, und einmal ist Marlene in einen Busch gefallen.

War das mit eurem Papa immer eine schöne Zeit oder gab es auch mal Streit?

Marlene: Zwischen mir und Papa gab es so gut wie gar keinen Streit. Gunnar hat manchmal so ein bisschen die Motivation gefehlt, da musste Papa dann schon sagen: Mach das jetzt einfach, das kannst du danach jedem erzählen.

Wurdet ihr viel gelobt für die Tour?

Marlene: Autofahrer haben manchmal das Fenster heruntergekurbelt und gesagt: „Super! Toll!“ Manchmal haben uns auch Leute angesprochen, die das nicht glauben wollten.

Wie war das, auf Paris zuzufahren?

Gunnar: Hinter der französischen Grenze haben wir gemerkt, dass die Franzosen immer weniger Englisch sprachen. Meine Schwester und mein Vater konnten zum Glück ein bisschen Französisch. 27 Kilometer vor Paris haben wir in der Ferne den Eiffelturm gesehen. Er war so weit in der Ferne zwischen den Strommasten, dass wir erst dachten, es sei ein Strommast.

War der Eiffelturm euer Ziel?

Marlene: Unser Ziel war erst mal Paris selber. Um den Eiffelturm zu sehen, hätten wir noch mal 17 Kilometer mehr fahren müssen am letzten Tag: Deswegen sind wir erst mal zum Hotel gefahren und haben dann erst am nächsten Tag eine Stadtrundfahrt gemacht. Dann waren wir auch am Eiffelturm.

Könnt ihr euch vorstellen, nächstes Jahr wieder so eine Tour zu machen?

Gunnar: Nein, ich will nicht jede Sommerferien mit Fahrradfahren verbringen. Ich will vielleicht mal was anderes machen und danach vielleicht mal wieder mit dem Rad.

Marlene: Ich weiß auf jeden Fall, dass es im nächsten Jahr wieder eine Tour geben muss. Mir ist eigentlich ziemlich egal wohin. Ich will einfach nur Fahrrad fahren.

Was habt ihr als Souvenir mitgebracht?

Gunnar: Wir haben sieben große Eiffeltürme und vier Anhänger mitgebracht, eine ganze Box voll.

Und dann seid ihr mit dem Zug nach Hause gefahren?

Marlene: Ja, wir mussten einmal umsteigen und vorher die Räder komplett einpacken. Das System, was sie bei der Bahn in Frankreich haben, war etwas nervig.

Interview: Katrin Martens

Veröffentlicht am 5. August 2022