Falsche Schönheit in der Kritik

So sieht Tiktok-Nutzerin Marie mit Schönheitsfilter aus.

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Geschminkt aussehen ohne Schminke: Das geht mit Schönheitsfiltern, etwa bei Tiktok. Daran gibt es heftige Kritik.

Wer ungeschminkt in die Kamera blickt, trägt in der nächsten Sekunde ein perfektes Make-up. Zumindest sieht das dank eines Schönheitsfilters auf Fotos und Videos so aus. Auch die Wangenknochen sind angehoben, die Lippen wirken voller, die Zähne blitzen weiß. Die Augenbrauen haben eine perfekte Form und stehen stark hervor.

Ein besonders bekannter Filter ist „Bold Glamour“. Das bedeutet so viel wie „gewagter Glanz“. Seit Anfang des Jahres nutzen ihn viele Menschen bei Tiktok. Mit nur einer Bewegung kann man ihn sich aufs Gesicht zaubern. Das finden aber nicht alle Nutzerinnen und Nutzer gut. Manche fordern, den Filter mit einem Warnhinweis zu kennzeichnen. Denn dann könnte man ein bearbeitetes Video oder Foto direkt erkennen.

Fachfrau Katja Domin warnt vor solchen Schönheitsfiltern. Sie ist Kinder-Psychotherapeutin und kennt sich mit dem Thema aus. Sie sagt: Durch die Filter könne ein unrealistisches Schönheitsideal entstehen. „Filter spielen etwas vor, was nicht real ist.“ Das berge eine große Gefahr: Manche Menschen zögen sich dann immer mehr in die digitale Welt zurück. Mit der Realität wollten sie nicht mehr viel zu tun haben. Denn mit Filtern scheint jedes Schönheitsideal auf einmal erreichbar.

„Wenn man in den Spiegel schaut, da zieht sich der Filter nicht drüber“, sagt die Expertin. Es gibt also einen Unterschied zwischen dem digitalen Ich und dem echten Ich. Das kann frustrieren. Es könne sogar zu Problemen mit dem eigenen Selbstwertgefühl führen, meint die Fachfrau. Auch Krankheiten wie etwa Essstörungen könnten daraus entstehen.

Was also sollte man nun tun? Besser gar keine Filter verwenden? Einige Fachleute raten, nicht nur Schönheitsfilter auszuprobieren, sondern auch lustige Filter. Wer sich selbst Tierohren aufsetzt oder sein Video mit Wellenbewegungen versieht, sieht witzig aus. So lerne man einen spielerischen Umgang mit sich seinem Aussehen, meinen die Fachleute. Und: Auch mal bei Influencerinnen und Influencern vorbeischauen, die nicht dem Schönheitsideal entsprechen. Diese können tolle Vorbilder sein.

Oft bearbeitet, wenig spontan

Wie viel Arbeit hinter einem spontan wirkenden Selfie stecke, sehe man häufig gar nicht, sagt Wissenschaftler Marcel Woznica. Bis das perfekte Foto oder Video auf Instagram oder Tiktok erscheine, könne es dauern.

Denn zahlreiche Bilder und Videos werden mit Filtern oder anderen Hilfsmitteln bearbeitet. Schon kleine Veränderungen können ausreichen, damit der Himmel blauer wirkt oder die Haut glatter.

Das heißt: Was auf einem Bild zu sehen ist, wird vorab von Menschen hinter der Kamera festgelegt. Es wird genau geplant, was auf dem Foto zu sehen sein soll. Spontanität sieht anders aus.